<p>BARMENIA <br>SOFTWARE FÜR VERSICHERUNGEN</p>
Das Ergebnis des Termins war ein Projekt zur Definition und Sanierung der Softwarelandschaft: Es wurde ein Plan ausgearbeitet, der beschrieb, wie die existierenden Altsysteme bei Barmenia durch neue Anwendungen abgelöst werden können.
Als mögliche Alternativen kamen dabei die Sanierung einzelner Altsysteme, Neuentwicklungen oder der Kauf von Standardlösungen infrage.
Für die Lebensversicherung gab es zu dem Zeitpunkt auf dem Markt nur zwei Systeme, die denkbar waren. Die beiden Anbieter dahinter fusionierten just zu der Zeit, als Barmenia sich auf die Suche nach einer Lösung machte. So fand sich Barmenia einer gefühlten Monopolsituation gegenüber. Alternativen sollten her.
Bald drehte sich das Gespräch um das große Ganze eines Lebensversicherungssystems. Die adesso‑Vertreterinnen und -Vertreter packten die Gelegenheit beim Schopfe: „Gemeinsam mit euch entwickeln wir ein System, das eure Anforderungen exakt erfüllt. Und das so standardisiert und ausgereift ist, dass wir es anderen Versicherungen anbieten können.“ Das Problem: adesso stemmte bereits zahlreiche IT‑Projekte bei Versicherungen. Aber mit der komplexen Versicherungsmathematik und Fachlichkeit von Lebensversicherungen hatten die Expertinnen und Experten bis dato wenig Erfahrungen gemacht. Erst nachdem ein fachlich versierter Partner gefunden war, konnte adesso Barmenia von der Idee überzeugen.
Gemeinsam stürzte sich das Projektteam aus Barmenia, adesso und dem Partner auf die Arbeit – und stellte sich, wie bei vielen Neueinführungsprojekten, einem großen Gegner: dem über die Jahre funktional sehr gereiften Altsystem.
Die Geschichte des Lebensversicherungssystems, das Barmenia um 2010 einsetzte, reicht weit zurück. Programmiert war es in Cobol, einer Programmiersprache, die bereits Ende der 1950er‑Jahre aufkam. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ergänzte das Barmenia-Team neue Funktionen, schloss Lücken, schraubte unter der Motorhaube der Anwendung. Aber trotz allem hatte das Barmenia-System das Ende seines Lebenszyklus erreicht.
Neue Produktklassen wie fondsbasierte Lebensversicherungen hätten sich nur noch mit unvertretbarem Aufwand einführen lassen.
Aufgrund des veralteten Technologiestacks war absehbar, dass sich Wartung, Weiterentwicklung und Betrieb mit verfügbarem Personal auf Dauer nicht aufrechterhalten lassen. Schon damals fiel es immer schwerer, Cobol-Entwicklerinnen und -Entwickler zu finden.
Das neue System sollte von vornherein als Standardsoftwareprodukt ausgelegt werden, das – weitergepflegt und gewartet von adesso – auch anderen Versicherungsunternehmen angeboten werden kann.
Im Gegensatz zum Wettbewerb sollte das Produkt den Wartungsaufwand für Barmenia und weitere Kunden minimal halten. Erreicht wird dies durch regelmäßige Releases des Standards, die das System immer aktuell halten, und durch eine durchgängige Releasefähigkeit.
Die umfangreiche Standardfunktionalität sollte die notwendigen Individualanteile/Erweiterungen auf ein Mindestmaß reduzieren. Wesentlicher Bestandteil des Standards ist der Rechenkern, der das aktuarielle Fachwissen abbildet, das Barmenia zum Arbeiten benötigt. Also all die mathematisch-statistischen Verfahren, die die Grundlage für Angebote, Tarife und die Verwaltung von Versicherungsverträgen bilden. Lediglich kundenindividuell notwendige Anteile verbleiben in der Obhut des Versicherungsunternehmens.
Ein Beispiel für den gelieferten Standard: die sogenannte Markow-Kette. Der stochastische Prozess spielt beim Ermitteln von Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten zukünftiger Ereignisse eine große Rolle. Er lässt die Herzen von Versicherungsmathematikerinnen und -mathematikern höherschlagen. Und sorgt für graue Haare beim Softwareentwicklungsteam. Denn zuvor gab es keine Softwarelösung für Lebensversicherungen, die dieses Verfahren beherrschte. Dem adesso-Projektteam gelang genau das: Bereits die erste Version des Lebensversicherungssystems war „Markow‑Ketten-ready“.
Das ist nur ein Beispiel für die komplexen Themen, mit denen das Team hantierte. Darüber hinaus galt es, all das Fachwissen, die Bestimmungen und die umfangreiche Regulatorik, die den deutschen Lebensversicherungsmarkt prägen, in der Standardanwendung abzubilden. Alle Aspekte eines Lebensversicherungsproduktes – ob Geldanlage oder Verzinsung – sind reglementiert. Die Regeln sind streng, Fehler können große Konsequenzen haben. Hinzu kommt: Der Gesetzgeber passt diese Rahmenbedingungen permanent an.
In dieser Gemengelage stampften Barmenia und adesso gemeinsam ein Produkt aus dem Boden. „Der Ausgangspunkt für unser gemeinsames Projekt waren fondsbasierte Lebensversicherungen“, erläutert Dr. Alfred Bröckers, inzwischen Geschäftsführer der adesso insurance solutions GmbH, in der adesso seit 2014 sein Produktgeschäft für die Versicherungswirtschaft bündelt. „Was Barmenia von uns erwartete, war ein modernes System, das vom Start weg einen großen Funktionsumfang bieten sollte.“ Und das Team lieferte. 2012 drückten die Verantwortlichen dann den sprichwörtlichen Knopf. PSLife – so der Produktname – ging live.
Was folgte, ist ein Jahrzehnt der Weiterentwicklung – inhaltlich und in der Zusammenarbeit mit Kundenunternehmen. adesso insurance solutions stellte in den folgenden Jahren PSLife weitere Standardsoftwareprodukte nach demselben Muster zur Seite: private Krankenversicherungen, Sachhaftpflicht- und Unfallversicherung oder betriebliche Altersvorsorge. Systeme für Provisionsbe- und -abrechnung, In-/Exkasso- und weitere Querschnittssysteme komplettieren das Angebot zu einer gesamten Anwendungslandschaft aus 15 Kernanwendungen für Versicherungen – die insure Ecosphere. Mittlerweile zählen 50 Unternehmen zu den Kunden. Jedes Jahr kommen weitere hinzu.
Die Geschichte von insure Ecosphere zeigt: Innovationen entstehen in der Tech-Welt nicht immer in Garagen zwischen Pizzakartons. Ein kleines Treffen in einem Düsseldorfer Hotel war der Grundstein für eines der Standard- softwareprodukte für Versicherungen.
Die Barmenia Versicherungen zählen zu den unabhängigen Versicherungsgruppen in Deutschland. Zur Gruppe gehören die Barmenia Allgemeine Versicherungs-AG, die Barmenia Krankenversicherung AG sowie die Barmenia Lebensversicherung a. G. Als einer der größten Arbeitgeber in Wuppertal – mit über 2.000 Mitarbeitenden am Standort – beschäftigen die Unternehmen rund 4.500 Mitarbeitende deutschlandweit.