<p>TÜV RHEINLAND <br>ZEUS | SOFTWARE FÜR <br>FAHRZEUGUNTERSUCHUNGEN</p>
WIE DIE ABLÄUFE RUND UM FAHRZEUGUNTERSUCHUNGEN DES TÜV RHEINLAND DURCH DIE SOFTWARE ZEUS AUF DIE NÄCHSTE STUFE GEHOBEN WURDEN.
Für die Prüferinnen und Prüfer beim TÜV Rheinland wurden sie im Laufe der 2010er-Jahre immer häufiger zum Ärgernis: die Abwicklungen von Prozessen rund um eine Fahrzeuguntersuchung. Und das, obwohl es sich dabei um das Brot- und Buttergeschäft des internationalen Prüfdienstleisters handelt. Ursache für den Unmut war die Software, mit der die Prüfenden arbeiten mussten. Ende der Neunziger programmiert, war das System in die Jahre gekommen. Noch dazu musste das Programm wegen veränderter Gesetzesanforderungen an Prüfungen oder neuer Dienstleistungsangebote laufend angepasst und erweitert werden.
Diese Updates führten nicht selten zu neuen Fehlern. Statt besser wurde die Anwendung schlechter und auch langsamer. Und damit stieg der Frust der Anwendenden.
Einer davon ist Michael Kelz, seit 23 Jahren beim TÜV Rheinland. Angefangen hat er 1999 als Prüfer – sowohl im Außendienst, also vor Ort in den Werkstätten, als auch in den Prüfstellen. Er sagt: „Das alte System unterstützte kaum bei der Erfassung und prüfte keine Plausi-bilitäten. Hierdurch entstanden im Eifer des Gefechts Fehler bei der Erfassung. Diese Fehler im Nachgang zu korrigieren, hat uns wesentliche Zeit gekostet, die wir lieber am Fahrzeug – nicht am PC – verbracht hätten.“ Mittlerweile ist Kelz Gebietsleiter in Bonn. Einer, der sich gerne einbringt, wie er selbst von sich behauptet – eben auch zu jener Software.
„Das hätte ich besser gelassen“, sagt er heute und lacht. Denn als einer, der die Mängel und Verbesserungspotenziale gerne ansprach, wurde er Teil des Projektteams, das sich um ein neues System kümmern sollte. Schließlich war bis in die Managementetagen des TÜV Rheinland vorgedrungen, dass sich die Probleme mit dem alten Programm häuften. Eine Lösung sollte her. Dafür suchte sich der Prüfdienstleister Hilfe von extern – und fand sie in Köln nur einen Steinwurf über den Rhein entfernt. Im Kölner Büro von adesso.
Dort war die Freude über den Auftrag groß. „Wir wollten das Projekt unbedingt“, sagt Nikolas Mehnert, Bereichsleiter Microsoft bei adesso. Er wusste jedoch auch um die Größe der Herausforderung. Immerhin krankte das alte System am enormen Funktionsumfang. Das heißt, viele Funktionen mussten in einer Anwendung zusammengeführt werden. „Es gibt rund 170 Dienstleistungen, die der TÜV Rheinland an Fahrzeugen erbringt“, erklärt Mehnert. „Das reicht von der Hauptuntersuchung, die jeder kennt, über Oldtimergutachten oder Gebrauchtwagenzertifikate bis zur Prüfung sogenannter Brauchtumsfahrzeuge – in Köln sind das etwa die Rosenmontagswagen.“ Erschwerend kam hinzu, dass ein Mitbewerber des TÜV Rheinland bereits seit langer Zeit erfolglos an einer Ablösung seiner Software arbeitete. Entsprechend groß war die Fallhöhe im Rheinland.
Dafür mussten die IT-Fachleute von adesso nicht bei null anfangen. So hatte der TÜV Rheinland bereits in einem umfangreichen Pflichtenheft zusammengefasst, was das neue System auf jeden Fall zu leisten im Stande sein musste. Daraus ging beispielsweise hervor, dass es sich wegen des Ausspielens regelmäßiger Updates um eine leicht verteilbare Lösung handeln sollte. Zusätzlich sollte es eine Microsoft-Anwendung auf Windows werden. Damit hatten sie beim Prüfdienstleister die meiste Erfahrung. Außerdem sollte die Software mit dem TÜV gemeinsam entwickelt werden, damit die Fachleute dort sie nach Projektabschluss pflegen und weiterentwickeln konnten.
MICHAEL KELZ | GEBIETSLEITER BONN TÜV RHEINLAND
Neben diesen technischen und organisatorischen Vorgaben gab es aber auch ganz praktische Anforderungen. Um sie zu identifizieren, machte sich das adesso-Team ein Bild von der Arbeit vor Ort in den Prüfstellen und Werkstätten. „Dabei wurde klar: Es braucht eine Nearly-always-on-Lösung“, sagt Mehnert. Eine Lösung, die sich nah an den Bedürfnissen der Anwendenden orientiert, immer funktioniert und verfügbar ist – zu jeder Zeit. Notfalls auch als temporäre Insellösung ohne Netzverbindung. Die Software sollte auf den Rechnern in den Prüfstellen laufen, bedienbar durch geschützte Tastaturen, an denen sich mit ölverschmierten Händen arbeiten lässt; wenig mit der Maus, dafür viel mit Kurzbefehlen. Noch dazu sollte sie nutzerfreundlich und dabei selbsterklärend sein, damit Fehler minimiert oder am besten ganz vermieden werden. Und sie sollte auf den Bürorechnern der Kolleginnen und Kollegen laufen, die Fahrzeuge anlegen oder Rechnungen erzeugen. Dafür war die Anbindung an das Betriebssystem von SAP notwendig. Das waren die Anforderungen.
Und die Lösung hieß ZEUS – zentrales, einheitliches Untersuchungssystem. „Als wir das wussten, haben wir allen Komponenten griechische Götternamen gegeben“, sagt Mehnert. So heißt zum Beispiel die Schnittstelle, die Daten aus dem System an SAP übermittelt, Hermes – wie der Götterbote. Die zentrale Software selbst, in der alles zusammenläuft, ist der Olymp. „Das war auf der einen Seite unterhaltsam, auf der anderen Seite hat das aber auch sehr dabei geholfen, die Anwendenden mitzunehmen. Denn was bringt die beste Software, wenn sie von den Nutzerinnen und Nutzern nicht akzeptiert wird? Deshalb haben wir viel Projektmarketing betrieben – da sind derartige Namen hilfreich“, erklärt Mehnert mit einem Schmunzeln.
NIKOLAS MEHNERTBEREICHSLEITER MICROSOFT ADESSO SE
Zu überzeugen wusste ZEUS aber vor allem durch seine Funktionen, denn die Prüfenden profitieren sehr vom „göttlichen Beistand“. So lässt sich der gesamte Prüfprozess jetzt durch ein System abbilden – vom Erfassen der Fahrzeugdaten bis zum Versand der Rechnung. Dadurch habe sich beispielsweise der Cashflow enorm beschleunigt, erklärt Mehnert. Darüber hinaus prüft ZEUS schon bei der Dateneingabe, ob ein Prüfling schon einmal auf dem Prüfstand war, egal in welcher Prüfstelle. Schlüssel für diese Funktion ist ein stetiger Datentransfer. Dazu funktioniert die Software auch offline. Schließlich dürfe der Betrieb nicht stillstehen, wenn das WLAN mal ausfällt, sagt der adesso-Experte: „Sobald ZEUS dann wieder eine Verbindung hat, werden die Daten aktualisiert.“
Neben dem Datentransfer hat sich auch die Nutzungsfreundlichkeit verbessert. So führt ein selbsterklärender Prozess die Prüfenden Schritt für Schritt durch die Prüfung. Wenn er oder sie unterm Fahrzeug steht, müssen nicht alle Mängel im Kopf behalten und später eingetragen werden. Sie können direkt in einer App auf dem Smartphone erfasst, mit der Handykamera dokumentiert und ins System geladen werden. Auch den Prüfbericht erzeugen die Nutzenden einfach aus der Anwendung heraus, direkt vor Ort statt im Büro. Und ganz nebenbei löst die simple Nutzbarkeit ein weiteres Problem: Wer neu beim TÜV Rheinland anfängt, muss nicht lange in die Software eingearbeitet werden.
So weit die Theorie, aber wie läuft es in der Praxis? Prüfer Michael Kelz ist zufrieden. „Durch ZEUS lässt sich vieles jetzt automatisiert erledigen“, sagt er – das spare Zeit und Nerven. Außerdem würden weniger Prüfberichte erzeugt, die im Anschluss korrigiert werden müssen. „Weil das System einfach viel mehr Fehler direkt erkennt“, erklärt Kelz. Leistungsart, Kennzeichenabfrage, Fahrzeugwechsel: Überall prüfe das System die Eingaben und melde Unstimmigkeiten. Und darüber freuen sich neben den Prüferinnen und Prüfern auch die Kundinnen und Kunden.
150 Jahre im Zeichen der Sicherheit: Seit 1872 stellt sich TÜV Rheinland der Aufgabe, Technik für Mensch und Umwelt sicher zu machen. Von der Dampfmaschine bis zur Digitalisierung – aus den Anfängen als „Verein zur Überwachung der Dampfkessel in den Kreisen Elberfeld und Barmen“ ist ein weltweit tätiger Prüfdienstleister geworden, der in nahezu allen Wirtschafts- und Lebensbereichen für Sicherheit und Qualität sorgt. Diese Verantwortung verbindet heute mehr als 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Expertinnen und Experten von TÜV Rheinland prüfen rund um den Globus technische Anlagen und Produkte, begleiten Innnovationen in Technik und Wirtschaft, trainieren Menschen in zahlreichen Berufen und zertifizieren Managementsysteme nach internationalen Standards.