<p>TRUSTLOG <br>DIGITALISIERUNG VON <br>BAUBÜRGSCHAFTEN</p>
Das Baugewerbe boomt! Mit dem Bau von Gebäuden, Straßen und Schienenwegen erwirtschafteten Unternehmen in Deutschland im Jahr 2021 einen Umsatz von über 143 Milliarden Euro. Wo viel Geld im Spiel ist, wollen sich Auftragnehmerinnen und Auftragnehmer sowie Auftraggeberinnen und Auftraggeber unter anderem vor Zahlungsausfällen und Mängelansprüchen schützen sowie die Vertragserfüllung absichern – eine Baubürgschaft entsteht. Sie ist ein fester Bestandteil von gewerblichen und öffentlichen Bauvorhaben. Lange wurden Bürgschaften in Papierform auf dem Postweg zwischen den einzelnen Parteien verschickt. Die Folge: Bei Korrekturen dauerte es Tage und Wochen, bis sie in korrekter Form die Empfängerin oder den Empfänger erreichten.
Die Trustlog GmbH hat den gesamten Prozess einer Bürgschaft im Bauwesen digitalisiert. adesso hat das Hamburger Start-up dabei unterstützt – und blickt nun auf ein Vorzeigeprojekt zurück.
März 2020: Die erste Corona-Welle hat Deutschland fest im Griff. Es folgt der Lockdown und mit ihm ein bisher unbekanntes Gefühl der Isolation. Nur wenige Tage zuvor pitchten Jan Jungnitsch und seine sechs adesso-Kolleginnen und -Kollegen um den Auftrag, eine Plattform zu entwickeln, die Prozesse rund um Baubürgschaften digitalisiert. Auftraggeber war Trustlog, ein kurz zuvor gegründetes Joint Venture der Versicherungsgesellschaften VHV und R+V. Das Team setzte sich erfolgreich gegen Big Player der Branche durch und durfte eine Plattform mitentwickeln, die für die Zukunft der Baubürgschaften steht – der Startschuss für die Trustlog GmbH. Jonathan Szejnmann, Geschäftsführer von Trustlog, erinnert sich noch gut daran, warum adesso den Zuschlag erhielt: „Sie punkteten mit einer sehr guten Vorbereitung, authentischem Auftreten und einem Lösungsvorschlag, der wie gewünscht auf neuesten Technologien basierte.“ Kick-off, Social Events, Updates, Jour fixes – alles musste mitten im Lockdown digital stattfinden. „Das machte den Projektstart nicht einfach“, sagt Jan Jungnitsch, Verantwortlicher für das Trustlog-Projekt bei adesso. „Wir hatten aber das Glück, dass es zwischenmenschlich mit dem Kunden super passte und die Chemie stimmte. Alle hatten Lust, alles war neu, alle waren aufgeregt.“
In nur sechs Monaten entstand die cloudbasierte Plattform mit dem Namen Trustlog – rekord-verdächtig, bedenkt man die pandemiebedingten Umstände in der Entstehungsphase. In dieser kurzen Zeit baute das siebenköpfige adesso-Team die gesamte Plattformarchitektur auf, entwickelte die zugehörige Software und unterstützte bei Testing, Requirements Engineering und Coaching bei agilem Vorgehen. Die Pilotphase, in Expertenkreisen „Friendly-User-Phase“ genannt, startete im Oktober 2020. Erste Auftraggeber verwalteten ihre Bürgschaften über das neue Tool. Seit April 2021 steht es dem Markt zur Verfügung. Bis Ende 2021 wickelten verschiedene Bauunternehmen bis zu 100 Bürgschaften pro Monat mit Trustlog ab. Ein Jahr später hat sich die Zahl verzehnfacht – mehr als 1.000 Baubürgschaften stehen monatlich zu Buche. Mit dem neuen Tool können Anwenderinnen und Anwender sie nun direkt digital von den Bürginnen und Bürgen erhalten und prüfen. Sie können die Bürgschaften annehmen oder bei Bedarf korrigieren sowie am Ende der Laufzeit wieder zurückgeben.
Die größte Herausforderung bei der Entwicklung der Plattform war die Time-to-Market-Phase, also der Zeitraum zwischen der Gründung der Gesellschaft, dem Entstehungsprozess der Plattform und der Markteinführung. „Der Aufbau von zentralen Komponenten der Plattform, Schnittstellenanbindungen an Host-Systeme teilnehmender Versicherungen und harte Release-Phasen – das war eine echte Reifeprüfung. Aber wir haben sie gemeinsam erfolgreich gemeistert“, sagt Jonathan Szejnmann.
JAN JUNGNITSCH VERANTWORTLICHER FÜR DAS TRUSTLOG-PROJEKT BEI ADESSO
Das Besondere an diesem Projekt war der Greenfield-Ansatz. Das Team startete bei null und konzentrierte sich von Beginn an auf das, was für die Nutzerinnen und Nutzer der Plattform am wichtigsten ist. „Wir sind im Laufe der Monate regelrecht zu Bürgschaftsfans geworden – je mehr wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, desto spannender wurde es“, sagt Jan Jungnitsch schmunzelnd. Die Start-up-Mentalität der Entwicklerinnen und Entwickler bei Trustlog passte zum adesso-Spirit: Probleme pragmatisch lösen und Herausforderungen konsequent angehen. Jonathan Szejnmann sieht das ähnlich: „Für unseren Greenfield-Ansatz haben wir einen IT-Anbieter gesucht, der sich nicht nur als reiner Lieferant sieht, sondern als Partner und Teil des Teams.“ Die Zusammenarbeit war entsprechend intensiv und von einer hohen Identifikation der adesso-Expertinnen und -Experten geprägt. „Das war ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Projekt“, so der Trustlog-Chef.
Inzwischen hat das Hamburger Start-up Trustlog eigene IT-Expertinnen und -Experten an Bord geholt, sodass sich die adesso-Fachleute geordnet aus dem Projekt zurückziehen. Die adesso-Tochter adesso as a service ist zwar weiterhin für den Betrieb und den Support der Plattform zuständig, für Jan Jungnitsch und sein Team ist das Projekt nach knapp drei Jahren Zusammenarbeit jedoch abgeschlossen. Der studierte Wirtschaftsingenieur ist zufrieden und resümiert: „Wir können auf ein sehr erfolgreiches Projekt zurückblicken. Es hat nicht nur viel Spaß gemacht, sondern wir haben auch viel gelernt. So wie es gelaufen ist, können wir definitiv von einem Vorzeigeprojekt im Geschäftsbereich Insurance sprechen.“
Die BSP Bürgschaftsservice-Plattform GmbH wurde 2020 in Hamburg gegründet und ist ein Joint Venture der R+V Versicherung und der VHV Versicherung, die zu jeweils 50 Prozent Gesellschafter sind. Die dazugehörige Plattform Trustlog ist seit April 2021 auf dem Markt und digitalisiert den gesamten Bürgschaftsprozess von der Beantragung über die Bestätigung bis zur Rückgabe.